Heute geht es um das, was der italienische Psychologe und Philosoph Piero Ferrucci die uranfängliche Kraft genannt hat – Aufmerksamkeit:
„Aufmerksamkeit verleiht Energie. Das Fehlen von Aufmerksamkeit hingegen führt dazu, Lebensenergie zu entziehen. Wenn wir wollen, dass ein Gefühlszustand seinen Einfluß auf uns verliert, leiten wir das Lichtbündel der Aufmerksamkeit in eine andere Richtung und wenden uns etwas anderem zu, als existiere dieses Gefühl nicht.Dieses Gefühl, das dann sozusagen unbelichtet bleibt, kann sodann „protestieren“, doch wir beachten es weiterhin nicht, handeln unabhängig von seinen Reaktionen und lassen uns nicht durch seine launenhafte und anspruchsvolle Diktatur beeinflussen.
So wird seine Intensität mit größter Wahrscheinlichkeit abgeschwächt. Die Aufmerksamkeit zurückzuziehen und ihr eine neue Richtung geben, kann uns helfen, unermesslichen psychischen Energieverschleiß zu verhindern und unser Leben aktiv neu zu formen.“ (Piero Ferrucci) |
Wie ich in der gestrigen Einleitungsmail bereits geschrieben habe, ist Aufmerksamkeit wesentlich und das bewusste Lenken von Aufmerksamkeit die wichtigste Fähigkeit, die ein Mensch besitzen kann.
Daher ist es sinnvoll, diese Fähigkeit grundlegend zu üben.
6. Aufmerksamkeit bewusst lenken
Sieh Dich in Deiner Umgebung um und bemerke etwas, dass Dich interessiert. Richte Deine Aufmerksamkeit für eine Minute darauf. Wenn Deine Aufmerksamkeit abschweift, dann nimm dies einfach zur Kenntnis und führe sie sanft wieder zurück.
Mache dies mit vier verschiedenen Objekten.
Dann wiederhole die Übung noch einmal mit vier verschiedenen Objekten und richte Deine Aufmerksamkeit nun für jeweils zwei Minuten darauf.
Für Fortgeschrittene:
Erinnere Dich an ein erfreuliches Ereignis und richte Deine Aufmerksamkeit für zwei Minuten darauf. Wenn Du bemerkst, dass Deine Aufmerksamkeit abschweift, führe sie sanft wieder zurück.
Mache das gleiche mit einem unerfreulichen Ereignis.
Dann erinnere Dich an das schönste Erlebnis, das Dir je widerfahren ist und richte Deine Aufmerksamkeit zwei Minuten lang (oder auch länger) darauf.
7. Aufmerksamkeit abziehen
Erinnere Dich an eine Begebenheit, bei der Du Dich nicht so gut gefühlt hast. Richte Deine Aufmerksamkeit für kurze Zeit darauf (etwas 10 Sekunden) und lenke sie dann auf ein Objekt in Deiner Umgebung, bis Deine ganze Aufmerksamkeit von der Erinnerung abgezogen ist.
Richte dann Deine Aufmerksamkeit wieder auf die unerfreuliche Erinnerung und dann wieder auf ein Objekt und wiederhole dies so lange, bis Du mühelos entscheiden kannst, auf was Du Deine Aufmerksamkeit richtest.
8. Einfach glücklich sein.
Entscheide, wie Du Dich fühlen möchtest. Sage zu Dir selbst: „Ich bin …“ oder „Ich fühle mich …“ und richte Deine Aufmerksamkeit auf dieses Gefühl. Du kannst das damit unterstützen, dass Du in dieses Gefühl hinein atmest.
Hinweis:
Sollte es Dir nicht so leicht fallen, Deine Aufmerksamkeit auf das Gefühl zu lenken, dann bemerke, was es ist, das Deine Aufmerksamkeit davon ablenkt. Vielleicht ist es ein Zweifel oder eine Sorge oder irgendwelche anderen Gedanken. Was auch immer es ist, Du bringst es weder durch Ignorieren noch durch Bekämpfen zum Verschwinden – das macht es höchstens noch größer (vielleicht kennst Du das ja ;-)).
Hilfreicher und effektiver ist es, wie in Übung 6 zu verfahren und Deine Aufmerksamkeit auf die Ablenkung zu richten (dadurch übernimmst DU die Kontrolle darüber) und dann wieder auf das von Dir bevorzugte Gefühl. Wechsele nun damit ab, bis es Dir leicht fällt, Deine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, wozu Du Dich entscheidest.