Nachdem Du in der vorangegangenen Folge das Wesen der Schönheit erkundet hast, kannst Du das mit der heutigen Folge noch ein wenig vertiefen:
Im Augenblick, da das Wollen ruht
und die Betrachtung aufkommt,
das reine Sehen und Hingegebensein,
wird alles anders.
Denn Betrachtung ist ja
nicht Forschung oder Kritik,
sie ist nichts als Liebe.
Sie ist der höchste und wünschenswerteste
Zustand unserer Seele: begierdelose Liebe.
Dann sehen die Menschen anders aus als sonst.
Schön und häßlich,
alt und jung,
gütig und böse,
offen und verschlossen,
hart und weich sind keine Gegensätze,
sind keine Maßstäbe mehr.
Alle sind schön,
alle sind merkwürdig,
keiner mehr kann verachtet, kann verhaßt,
kann mißverstanden werden.
– Hermann Hesse
38. Das Schöne in und an Dir entdecken
Betrachte Dich einmal ganz genau und bemerke, was an Dir Du alles schön findest. Untersuche Deinen Körper mit den neugierigen Augen eines Forschers, der etwas völlig Neues entdeckt hat. Was kannst Du alles finden, das schön ist? Schau auch mal in den Spiegel und erforsche Dein Gesicht.
Wie fühlst Du Dich, wenn Du all diesen schönen Dinge in und an Dir entdeckst?
Und wenn Du an Dir etwas entdeckst, dass Dir mißfällt oder dass Du an Dir kritisierst, dann betrachte es, wie gestern schon, mit den unschuldigen Augen eines Kindes oder mit den Augen eines Wesens von einem anderen Stern, dem jegliche Beurteilungsmaßstäbe, die wir haben, fehlen.
Erhebe Dich über die Polarität von gut und böse, schön und häßlich, und betrachte Dich einfach als das, was Du bist – und wertschätze Dich dafür
39. Das Schöne an anderen entdecken
Die folgende Übung machst Du zusammen mit einer anderen Person, ohne dass sie Dich bemerkt. Beobachte sie aus einiger Entfernung und bemerke etwas an ihr, das Du schön findest.
Wenn Du zu den Menschen gehörst, die dazu neigen, eher das Negative an anderen zu bemerken, dann richte Deine Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das Positive. Und davon hat jeder Mensch etwas, auch wenn es vielleicht nur – nach Deinen Maßstäben – verschwindend gering ist. Bemerke einfach, dass es da etwas gibt, was Dir nicht gefällt – und dann richte Deine ganze Aufmerksamkeit auf das, was Du gut finden kannst.
Dies wird Dir umso leichter fallen, je mehr Du entdeckst, wie willkürlich jegliche Bewertungskategorien und -maßstäbe sind.
Fühle, wie Du Dich fühlst, wenn Du Deine Aufmerksamkeit bewusst und absichtsvoll auf das Positive in und an anderen richtest
Hinweis:
Du kannst diese Übung auch zusammen mit Deiner Lebensgefährtin/Deinem Lebensgefährten, mit Freunden oder unter Kollegen machen.
40. Andere so sehen, wie sie sind
Betrachte eine andere Person und schalte dabei Deinen urteilenden Verstand so gut es geht ab. Richte Deine ganze Aufmerksamkeit auf die andere Person. Finde etwas an ihr, das Dich interessiert. Intensiviere Deine Aufmerksamkeit noch mehr, bis Du mit Deiner Aufmerksamkeit voll und ganz bei der anderen Person bist.
Wenn Deine Aufmerksamkeit abgelenkt wird, dann bemerke dies und hole sie sanft wieder zurück. So mühelos, wie Du kannst, richte Deine Aufmerksamkeit auf den anderen Menschen.
- Wie sehen andere aus, wenn Du mit Deiner Aufmerksamkeit ganz bei ihnen bist?
- Und wie fühlst Du Dich, wenn Du mit Deiner Aufmerksamkeit ganz bei ihnen bist?
- Welche Bedeutung bekommen die Begriffe „Schönheit“ und „Liebe“ für Dich, wenn Du mit Deiner Aufmerksamkeit ganz bei einem anderen Menschen bist?
Hinweis:
Der größtmögliche Ausdruck von leidenschaftlicher Hingabe ist es, mit Deiner vollen Aufmerksamkeit bei etwas oder jemandem zu sein