Nachdem Du in der vorigen Folge bereits Erfahrungen mit Mitgefühl und Verbundenheit gemacht hast, bietet Dir diese Folge noch mehr Gelegenheiten, diese Erfahrungen zu vertiefen.

 

„Jeder von uns wünscht, Glück zu erleben und Leid zu vermeiden. Mehr noch, jeder von uns hat dasselbe Recht, Glück zu erfahren und Leid abzuwenden. Wenn Sie akzeptieren, daß alle Wesen in dieser Hinsicht gleich sind, spüren Sie spontan Mitgefühl und Nähe zu ihnen. Aus dieser Einstellung wiederum entsteht eine aufrichtige Haltung der universellen Verantwortung.“

– S.H. der XIV. Dalai Lama

 

„Können wir erkennen, dass wir glücklich sind, wenn wir lieben, und unglücklich, wenn uns etwas nicht paßt?

Ist uns klar, dass wir wählen können, und dass es einzig und allein an unserer Wahl liegt, ob wir glücklich oder unglücklich sind? Wollen wir diese Wahl treffen?

Können wir erkennen, dass wir eine Verantwortung der Menschheit gegenüber haben? Wenn wir liebend und glücklich sind, strahlen wir das aus, und diese Ausstrahlung verbreitet sich. Wollen wir Verantwortung dafür übernehmen?“

– Ayya Khema

 

52. Ein Gefühl der Liebenswürdigkeit entwickeln

Liebe ist das Wesen und die Grundlage aller Beziehungen. Gesunde Beziehungen werden am besten gefördert, indem man eine starke Liebe für sich selbst an den Tag legt. Der bekannte Spruch „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ spricht von Gleichheit – es ist schwierig, für andere zu sorgen, wenn Du nicht für Dich selbst sorgst.

Die folgende Übung gibt Dir die Möglichkeit, ein Gefühl der Liebenswürdigkeit für Dich selbst zu entwickeln und (bzw.) zu erweitern:

Sitze bequem und entspanne dich mit ein paar tiefen Atemzügen. Lass alle Deine Erwartungen, so gut es geht, los. Richte Deine Aufmerksamkeit auf etwas Freundliches oder Gutes, das Du gesagt oder getan hast – etwas, bei dem Du Dich, ohne jede Überheblichkeit, so richtig gut gefühlt hast.

Vielleicht warst Du jemand anderem gegenüber großzügig oder hast zum Wohlbefinden eines anderen Menschen beigetragen. Was auch immer es war, bleibe für ein paar Minuten bei dieser Erinnerung und lasse zu, dass das Gefühl von Glück und Freude sich in Dir ausdehnt.

Sollte Dir keine solche Erinnerung präsent sein, dann kannst Du Deine Aufmerksamkeit auch auf bestimmte liebenswerte Eigenschaften, die Du hast, richten oder aber auch direkt auf das Gefühl von Glück und Freude.

53. Meditation der Herzensgüte

Eine gute Methode, Beziehungen zu verbessern, besteht darin, liebende Güte sich selbst und anderen gegenüber zu praktizieren. In der buddhistischen Tradition gibt es vier klassische Sätze der liebenden Güte:

„Möge ich frei sein von Gefahr.“
„Möge ich glücklich sein.“
„Möge ich körperlich gesund sein.“
„Möge ich leicht durchs Leben gehen.“

Sprich diese Sätze mit vollem Bewusstsein zu Dir selbst, indem Du Deine ganze Aufmerksamkeit auf den jeweiligen Satz richtest. Du kannst das im Stillen machen oder aber auch die Sätze laut aussprechen.

Nachdem Du die Sätze eine Zeitlang wiederholt hast, richte Deine Aufmerksamkeit auf einen Menschen, der Dir wichtig ist und sprich die Sätze für sein oder ihr Wohlergehen:

„Mögest du frei sein von Gefahr.“
„Mögest du glücklich sein.“
„Mögest du körperlich gesund sein.“
„Mögest du leicht durchs Leben gehen.“

Diese Meditation kannst Du auf jeden Menschen, ja, jedes Lebewesen anwenden. Die Meditation ist auch ausgesprochen hilfreich, um alte Wunden zu heilen und unterstützt Dich darin, Menschen, von denen Du einmal verletzt worden bist, zu vergeben.

Eine kurze Version für unterwegs:

Die folgenden beiden Sätze kannst Du nahezu jederzeit und überall zu Dir selbst und anderen sagen:

Möge ich / mögest Du frei von Schmerz und Kummer sein,

möge ich / mögest Du Frieden und Erleuchtung erfahren.

 

Hinweis:

Bitte behalte auch das Folgende im Gedächtnis:

„Menschen anzuschauen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie geliebt werden und auch selbst lieben können, bedeutet, ihnen ein ungeheures Geschenk zu machen. Es ist auch ein Geschenk an uns selbst.“

– Sharon Salzberg

 

 54. Meditation über Mitfreude

Ebenso wie liebende Güte und Mitgefühl kannst Du auch Mitfreude zum Gegenstand einer Meditation machen. Beginne mit einem Menschen, den Du magst, mit dem Du Dich leicht freuen kannst. Manchmal ist selbst das nicht ganz einfach, aber Du kannst Dich auf der Grundlage von Liebe und Freundschaft leichter mit jemandem freuen.

Wähle einen Freund (oder eine Freundin) und denke an etwas, das diesem Menschen Freude bereitet. Suche nicht nach absoluter, perfekter Glückseligkeit, das wirst Du vermutlich nicht finden. Welche glückliche Fügung, welch glücklicher Umstand Dir auch in den Sinn kommen mag, freue Dich und sage zu Dir selbst:

„Mögen dein Glück und dein günstiges Schicksal dich nie verlassen“

oder

„Möge dein günstiges Schicksal andauern.“

Experimentiere mit den Sätzen und wandele sie gegebenenfalls so ab, dass sie für Dich passen und Du Dich gut damit fühlst.

Führe die Meditation dann auch mit Personen durch, denen gegenüber Du Dich neutral fühlst bis hin zu Menschen, mit denen Du Schwierigkeiten hast.